Raspberry Pi ohne Monitor, Tastatur und Maus konfigurieren

Will man einen Raspberry Pi ohne Monitor, Tastatur und Maus konfigurieren, ist das mit wenigen Schritten möglich. Bei einem WLAN-fähigen Raspberry muss man beim Vorbereiten der SD-Karte mit dem Betriebssystem Raspbian (hier Stretch), zwei Dateien in der Boot-Partition ablegen.

Raspberry Pi

Raspberry Pi 3

Nachdem das Image mit ‚Etcher‘ oder ‚Win32 Disk Imager‘ auf die SD-Karte geschrieben wurde, ist die boot-Partition auch von Windows aus sichtbar. Beim Erstellen nimmt man am besten einen Editor, der die Zeilenumbrüche Linux-konform erzeugt (pspad, notepad++ etc.).

Eine Datei „wpa_supplicant.conf“ mit den Daten des zu nutzenden Funknetzes.

# Datei wpa_supplicant.conf in der Boot-Partition (Raspbian Stretch)
country=DE # Hier ist Großschreibung wichtig
ctrl_interface=DIR=/var/run/wpa_supplicant GROUP=netdev
update_config=1
network={

ssid=“NETZWERKNAME“
psk=“NETZWERKKENNWORT“
key_mgmt=WPA-PSK
}

und eine leere Datei mit dem Namen „ssh„.
Wird diese Datei in der Partition gefunden ist der SSH-Zugriff über das oben konfigurierte WLAN möglich.

Ist der Raspberry kabelgebunden mit dem Netzwerk verbunden, ist nur die Datei „ssh“ notwendig.

Jetzt benötigt man allerdings noch die IP-Adresse des Rechners. Ein erstmalig konfigurierter PI arbeitet mit DHCP, die ausgehandelte Adresse muss man daher über den Router ermitteln. Später wird man entweder im Router dafür sorgen das immer wieder die gleiche Adresse per DHCP zugeteilt wird oder man konfiguriert eine statische IP-Adresse.

Japan-Rundreise 2018 – Tag 17 – Rückflug

17. Tag: Heimreise

Heute geht es zurück nach Deutschland. Der Rückflug startet in Tokio-Haneda mit einer Boeing 747. Die Flugzeit beträgt 11:40 Stunden, mit der Sonne an der Seite geht es um 14:05 Uhr JST los. Die Landung in Frankfurt ist für 18:45 MESZ geplant. Weite Teile des Fluges gehen durch den russischen Luftraum, Europa wird von Nordosten erreicht.

Der Yasukuni-Schrein nicht weit vom Hotel, kurz vor unserem Abflug. Japan verehrt hier seine Kriegstoten. Umstritten ist der Schrein, weil hier neben Opfern auch Täter eingeschreint wurden. Am Museum, wenige Schritte nördlich, steht neben dem Denkmal der Kriegswitwen mit Kindern auch eines für die Tokko-Piloten (Kamikaze-Flieger). Der Besuch hoher Staatsgäste an diesem Ort führt regelmäßig zu Verstimmungen bei den Nachbarn Japans.

Mahnmal für die im Krieg eingesetzten Pferde. Gestern fand hier die alljährliche Zeremonie für die Kriegspferde statt. Daher die Mohrrübe und das Wasser am Sockel. Bei den Kriegswitwen wurden Kraniche (siehe Beitrag aus Hiroshima) abgelegt, den Kriegshunden wurde ein Futterdose hingestellt, bei den Tauben lag Taubenfutter und den Tokko-Piloten stellte man ein paar Wasserflaschen hin. Lediglich bei den beiden Kanonen am Eingang des Museums lag nichts. Vielleicht, weil alle vorgenannten schon das Kanonenfutter sind.

2017 wurde der Flughafen zum saubersten Airport der Welt und nach dem Singapore Changi Airport zum zweitbesten Flughafen der Welt gewählt. Tokio-Haneda hat 4 Start- bzw. Landebahnen. Hier können rund um die Uhr Flüge abgewickelt werden.

Playback Flugdaten vor einem Jahr, Quelle: www.flightradar24.com, Flug LH717 HND-FRA.
Die rote Linie ist die kürzeste Verbindung zwischen Tokio und Frankfurt.

Gleich geht es nach Hause.

Soeben gelandet.

Sayounara Nihon / 日本語 さよなら!


Wissenswertes :

*) „Sayounara“ steht für „Auf Wiedersehen“, „jaa, mata ne“ für „bis bald“ und „bai bai“ für „Bye Bye“

Den Versuch japanisch zu lernen haben wir frühzeitig aufgegeben. Für diese Reise taten es ein paar Vokabeln, ein freundliches Lächeln. Der Google-Übersetzer hat uns nicht geholfen da uns das mobile Internet nicht wohlgesonnen war (siehe Tag 1).

Geodaten:
Karte Flughafen Tokio-Haneda / geo:35.552258,139.779694

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 16 – Nikko

16. Tag: Tagesausflug nach Nikko

Am letzten Tag der Rundreise geht es noch einmal aus dem quirligen Tokio hinaus. Ziel ist das 1250 Jahre alte Nikko. 140 km nördlich von Tokio und 170 km südwestlich von Fukushima gelegen, ist dies der nördlichste Abschnitt der Tour.

Während der Fahrt nach Nikko auf einer Raststätte. Die lokale Polizei wird bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit tatkräftig unterstützt. Japaner lieben Maskottchen und jeder der etwas auf sich hält hat eines. Die Polizei sogar zwei.

Der Name Nikko kann mit „Sonnenstrahl“ übersetzt werden. Die Stadt ist seit 1200 Jahren heilig, zuerst für den Buddhismus, später dann für den Shintoismus. Die Stadt selbst ist klein, 19.000 Einwohner wohnen hier, aber der Tosho-Gu-Schrein verleiht dem Ort eine herausragende Bedeutung. Das japanische Sprichwort „Sage nicht, daß sei (herrlich) genug, bevor Du Nikko gesehen hast!“ verspricht einiges.

Das Wahrzeichen der Stadt ist eine Holzschnitzerei an einem Lagerhaus. Sie zeigt die drei Affen von Nikko, die nichts Böses sehen, hören und sagen (mizaru, kikazaru, iwazaru). Bei uns werden diese Affen verwendet, um Ignoranz zu symbolisieren. Die eigentliche Bedeutung bezog sich eher darauf, die Schönheit zu bewahren. Heute sind die drei Affen als Minai, Kikanai und Shinai Glücksbringer.

Diese Schnitzereien sind nicht die einzigen Kunstwerke in dem vor Pracht überquellenden Schrein. Dabei gibt es auch Fehler. Der holländische Gestalter einer Laterne stellte das Wappen des Shoguns versehentlich verdreht dar. An einer anderen Stelle wurde absichtlich das Muster einer Säule falsch dargestellt, um vor lauter Perfektion nicht die Fehlerfreiheit der Götter zu imitieren.

Affen (Japanmakaken) galten als heilig, sind allerdings für die Menschen mittlerweile ein Problem geworden. In Nikko plündern sie bisweilen Läden oder bestehlen Touristen. Man sollte den Affen nicht in die Augen schauen, dies könnte als Aggression gewertet werden. Die Affen kommen fast überall in Japan vor – außer auf Hokkaido, der nördlichsten Hauptinsel. In Natursendungen werden die japanische Schneeaffen (nihon zaru) oder auch Rotgesichtsmakaken gerne beim Baden in heißen Quellen gezeigt. Der Jigokudani-Affenpark liegt ziemlich genau 110 km westlich von hier.

Der prachtvolle Shinto-Schrein (Tosho-gu) in Nikko gehört zu den Nationalschätzen Japans und seit 1999 auch zum UNESCO Welterbe. Über endlose Steinstufen erreicht man das Zentrum des Schreins. Der Schrein wurde nach dem Tod von Shogun Tokugawa Ieyasu errichtet und erinnert an den Einiger des Reiches. Das Tokugawa-Shogunat hatte auch nach seinem Tod über 200 Jahre Bestand. Der Weg zum Schrein wird von hunderten – 300 Jahre alten – Sicheltannen (Japanische Zeder) gesäumt.

Auf recht wenig Platz sind Bestandteile von Schrein und Tempel untergebracht. Der Shogun wurde als Kami natürlich in einem Schrein verehrt, sein Mausoleum ist nicht weit entfernt. Auf dem Gelände gibt es jedoch auch buddhistische Elemente wie Pagode oder Glocke.

In der Kulisse des Schreins gab es heute eine shintoistische Hochzeit zu sehen. Freundlicherweise gab das Brautpaar beim obligatorischen Fotoshooting mehrmals auch den normalen Schreinbesuchern die Möglichkeit ein Foto zu machen.

Im angrenzenden Nationalpark – ein Bus bringt uns hierher – gibt es mehrere Wasserfälle und heiße Quellen (Onsen). Die Kegon-Fälle sind 97 m hoch. Nachdem 1903 ein Student hier Selbstmord beging, wurde sein Tod wegen seines Abschiedsbriefes und seiner Herkunft von der Presse herausgehoben. Diese Popularität führte zu 200 weiteren Selbstmordversuchen in den nächsten 8 Jahren. Der Kegon-Fall ist mit einem Fahrstuhl zu erreichen, der einen bis zur Aussichtsplattform am Fuß des Wasserfalls bringt.

Am Kegonfall waren wir nicht mehr, es wäre dort sehr voll gewesen. Statt dessen schauten wir kurz beim Kirifuri-Wasserfall vorbei, der einsam seinem Tagwerk nachging. Die Blüten im Vordergrund gehören zu einer Azaleenart.

Auf der Rückfahrt Richtung Tokio gab es noch eine Stop an einer ‚Erlebnisraststätte‘. Der Gasthof war im Stil eines Marktes der Edo-Zeit aufgebaut. Es gab verschiedene Marktstände mit Bedienung in entsprechender Bekleidung. Neben den obligatorischen Automaten zeigte ein Puppenspieler seine Künste.

Mit dem Tag in Nikko geht unser Japanurlaub zu Ende und mit vollem Recht können wir sagen, dass es herrlich war, schließlich waren wir auch in Nikko.


Wissenswertes :

Beginn der Kirschblüte Tokio: 17. März

Geodaten:
Karte Nikko / geo:36.72,139.698333
Karte Nikko-Nationalpark / geo:36.978611,139.395

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 15 – In Tokio

15. Tag: Tokio entdecken

Rund um Tokio erstreckt sich die bevölkerungsreichste Metropolregion der Welt. Je nach Definition leben ca. 40 Millionen Menschen in den vier Millionenstädten Tokio, Yokohama, Kawasaki, Saitama und drum herum.
Die Geschichte an diesem Ort beginnt schon in der Steinzeit. 1457 wurde durch den damaligen Daimyo die Edo-Burg errichtet, die 150 Jahre später mit dem Ort von Shogun Tokugawa Ieyasu übernommen wurde. Dieser bestimmte Edo zur Hauptstadt des seines Shogunats und erweiterte den Ort. Dabei entstanden etwas wohlhabende Viertel (Yamanote) und normale Viertel (Shitamachi). In der Zeit des Tokugawa-Shogunats mussten die Daimyo (Provinzfürsten) ihre Familien hier ansiedeln und die Hälfte ihrer eigenen Zeit in Edo verbringen. Dementsprechend wurde viel Platz benötigt. Nach dem Ende des Shogunats kam der Tenno mit seinem Gefolge nach Edo und benannte den Ort in Tokio um.

Wie in vielen Städten wurden Tempel und Schreine außerhalb des Stadtzentrums angesiedelt (Teramachi). Da häufig nach Naturkatastrophen neu gebaut werden musste, konnte immer wieder neu auf neue Erfahrungen und auch westliche Baustile zurückgegriffen werden. Tokio hat dadurch in vielen Teilen ein westliches Antlitz. Nach dem schweren Kanto-Erdbeben 1923 wurde die Stadt schwer verwüstet. Um 1930 entstanden daher 200.000 Gebäude neu. Im zweiten Weltkrieg wurde Tokio durch Bombardements der Amerikaner in Mitleidenschaft gezogen. Neben dem Kaiserpalast wurden ganze Stadtteile mit Holzbauten vernichtet.
Zu dieser Zeit existierte Tokio als Stadt bereits nicht mehr. Aus dem 35 Statdbezirken wurden per Erlass 23 Bezirke, die wie eigene Städte agieren. Einer der bekanntesten dürfte Shibuya sein. Dort befindet sich die aus Dokumentationen bekannte ‚Alle-Gehen‘-Kreuzung, über die in Stoßzeiten bis zu 15.000 Menschen gleichzeitig gehen.
Viele dieser Menschen sind Sarariman (engl. Salaryman (salary – Gehalt)) und kyaria uman (engl. career woman) also typische Bürohengste und Businesskasper. Diese Art Anstellung ist einst für Japaner ein Traumjob gewesen. Aus europäischer Perspektive ist der Job vermutlich nicht so interessant. Viele dieser Leute arbeiten deutlich länger, als es gesund ist. Seit mehr als 25 Jahren gibt es mit ‚karoshi‘ eine Bezeichnung für Todesfälle, die durch Überarbeitung hervorgerufen werden. Besonders reich wird man bei keinem der Jobs, die Kluft zwischen arm und reich ist in Japan dafür vergleichsweise gering. Anders als in Deutschland ist es nicht verwerflich auf der Arbeit ein kleines Nickerchen (inemuri) zu machen. Dieses Powernapping zeichnet einen hart arbeitenden Menschen förmlich aus.

Am Ausgang des Bahnhofes Shibuya (Hachiko-Exit), direkt an der Kreuzung, steht ein Denkmal für ‚Hachiko‚, einen japanischen Akita-Hund, der ein Musterbeispiel für die Treue von Hunden ist. Hachiko war der Hund eines Universitätsprofessors und holte diesen regelmäßig vom Bahnhof ab. Auch nach dessen Tod fand sich der Hund über 10 Jahre pünktlich am Bahnhof ein, um vergeblich auf die Ankunft des Herrchens zu warten. Das Originaldenkmal von 1934 wurde zur Kupfergewinnung im Krieg eingeschmolzen, seit 1948 gibt es eine neue Skulptur.

Tablet und Internet immer noch kaputt. Tokio nicht. Das Bild entstand abends an der großen Kreuzung in Shibuya. Hachiko war auch da, außerdem tausende Menschen.

Daneben hat Tokio eine unfassbare Anzahl an weiteren Sehenswürdigkeiten, auf dem Programm stehen der Meiji-Schrein und eine Bootsfahrt auf dem Sumida-River, von Bord sollte auch der Kaiserpalast sichtbar sein.

Ein Schreintor (Tori) des Meji-Schreins. Der Tenno in der Zeit der Meji-Restauration hat das Land von der Feudalzeit in die Moderne geführt und das in Rekordzeit. In ganz Japan wird er daher verehrt.

Später geht es nach Asakusa mit dem bekannten Kannon-Tempel (Sensoji). Nachdem im Jahr 628 an dieser Stelle von 3 Fischern eine Kannon-Statue gefunden wurde, errichtete man diesen Tempel. 1642 brannte er das erste Mal ab, wurde jedoch immer wieder aufgebaut.

Der buddhistische Tempel ist der Statue gewidmet. Nebenan gibt es auch noch einen shintoistischen Schrein, der den Fischern gewidmet ist.

Vom Tempel ist es nicht weit bis zum Skytree. Mit dem Zug ist es nur eine Station.

Schlusspunkt ist der Besuch des Tokio-Skytree. Der Turm ist das aktuell zweithöchste Gebäude der Welt und der derzeit höchste Fernsehturm. Je nach Wetter ist von hier der Fuji zu sehen. Der Bau ist 634 Meter hoch, die Zahl ist – wie vieles in Japan – mit Symbolik beladen. Die Anfangssilben (6=muttsu, 3=sa 4=shi) der einzelnen Ziffern ergeben zusammen Musashi einen alten Namen für die Gegend um Tokio.

Der erdbebensichere Turm hat einen dreieckigen Sockel. Der eigentliche Turm ist mit dem sichtbaren Geflecht aus Stahlelementen umgeben.

Die höchste Aussichtsplattform ist 450 Meter hoch, bei 350 m befindet sich ein Restaurant. Die Preise sind recht beeindruckend, günstiger geht der Blick auf Tokio vom 45. Stock des Tokyo Metropolitan Government Building (Rathaus, 243 m hoch). Dort kann man sich einen kostenfreien Blick über die Stadt verschaffen.

Blick über Tokio aus 350m Höhe. Der Andrang für die Auffahrt auf 450m war wegen des Dunstes gering (+1000 Yen). Der grüne Fleck hinten in der Mitte gehört zum Kaiserpalast, die Hochhäuser links im Hintergrund stehen im Westen u.a. in Shinjuku. Mit dabei das Metropolitan Government Building.

Der nächtliche Blick vom Metropolitan Government Building über Tokio. Die Wartezeit war moderat (10 Minuten). Die passende Station ist Tochomae.

Wenn man weiter Kosten sparen will, begibt man sich mit der Yamanote-Line (Suica-, Pasmo- oder andere IC-Card) auf eine Rundfahrt um die Kernstadt. Die 34 Kilometer lange Ringbahn führt an den meisten Sehenswürdigkeiten im Stadtgebiet vorbei. Die Linie ist hellgrün markiert und befördert täglich 3 Millionen Fahrgäste. Für eine Runde benötigt man ca. 1 Stunde. Einer der Bahnhöfe ist Shinjuku, mit täglich 3 Millionen Passanten der belebteste Bahnhof der Welt. Ist man mit der Bahn unterwegs gilt zu beachten, das Nachts keine Züge fahren und die letzten Züge häufig voll – wie auch die Fahrgäste – sind. Will man es etwas ruhiger in der (Vorort-)Bahn haben, tun es die Lokalzüge besser, die nicht so überfüllt wie die Expresszüge sind. Die Fahrpreise sind abhängig von der Streckenlänge. Bis 6 km werden 170 Yen (1,30€) fällig. Als Tourist und innerhalb der Stadt ist es schwer die 1590 Yen (12€) einer Tageskarte abzufahren, daher nimmt man besser eine IC-Card.

Tokio ist der Ort für ein Mitbringsel. Es scheint nicht viel dieser westlichen Malls wie die Aqua City Odaiba, zu geben, dafür jede Menge Viertel und Straßen mit Einzelhändlern.
Otakus (japanische Nerds), Manga- und Technikfreunde werden in Akihabara oder Nakano fündig, während in Ginza besonders teure Boutiquen zu finden sind. In Shibuya (mit der großen Kreuzung) sollten junge Leute auf ihren Geschmack kommen – hier befindet sich auch das Tokio 109 ein Riesenmodetempel – und in Kappabashi kann man sich Plastiknachbildungen der japanischen Küche beschaffen. Daneben gibt es auch noch Ameyoko, das sich seinen nachkriegszeitlichen Schwarzmarktcharme bewahrt, das eher gefährliche Vergnügungsviertel Kabukichou bei Shinjuku, Ikebukuro mit der Sunshine City (Pokemoncenter) oder Sugamo mit besonders vielen Geschäften für die ältere Generation. Diese sollte man nicht unterschätzen. Das Durchschnittsalter der Japaner ist 46 Jahre, die Lebenserwartung beträgt über 80 Jahre. Damit hat Japan die älteste Gesellschaft der Welt. Das ist eines der Probleme, welches durch eine niedrige Geburtenrate verstärkt wird. Erstaunlicherweise ist eines der nächsten Probleme die hohe Jugendarbeitslosigkeit.
Um das Abendessen müssen wir uns heute nicht kümmern.

Akihabara ist laut und grell und wohl etwas länger wach als andere Einkaufsorte.

In Kappabashi ist schon um 17:00 Uhr nichts mehr los. Hier bekommt man alles für die Küche und auch die Nachbildungen von Speisen, die gerne statt einer herkömmlichen Speisekarte gezeigt werden. Ein Burger kostet allerdings ca 27 €, das Original 2,3 € (BigMac in Nagoya).

Teurer als die Kunststoffnachbildungen in Kappabashi kann das Kaufhaus Mitsukoshi in Ginza. Das Luxuskaufhaus bietet in seiner Lebensmittelabteilung 2 Mangos für 130 € an. Das Bild zeigt die bekannte Kreuzung in Ginza.

Die Takeshita-Street für junge Menschen. Gleich um die Ecke beim Bahnhof Harajuku gab es heute Bilder von bekannten japanischen Idols zu kaufen. Die Warteschlange war ca. 100 m lang.

Menschen überqueren die Shibuya-Kreuzung. Auf den Bildern (hier aus dem Starbucks aufgenommen) sieht die Kreuzung größer aus als in der Realität. Direkt gegenüber wartet Hachiko.

Irgendjemand hat dem treuen Hachiko (siehe oben) ein paar Katzen untergeschummelt. Um 17 Uhr findet man kaum einen Augenblick um den Hund ohne Extra-Mensch (Selfie) zu fotografieren.


Wissenswertes :

Beginn der Kirschblüte Tokio: 17. März

Geodaten:
Karte Tokio / geo:35.683889,139.774444
Karte Shibuya-Kreuzung / geo:35.6594,139.7008
Karte Meiji-Schrein / geo:35.676192,139.699317
Karte Asakusa / geo:35.716677,139.796637
Karte Sensoji / geo:35.713207,139.795457
Karte Tokio-Skytree / geo:35.709947,139.810853

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 14 – Kamakura – Tokio

14. Tag: Vom Hakone N.P. über Kamakura nach Tokio

Heute geht es in das quirlige Leben der japanischen Hauptstadt Tokio. Zuvor fahren wir – laut Reisebeschreibung – jedoch zum Kawaguchi-See, einem der fünf Fuji-Seen, Teil des Weltkulturerbes. Unser Hotel in Asakawa liegt jedoch bereits am See.
Von hier aus gibt es noch einmal den einen oder anderen spektakulären Fuji-Blick – der Berg liegt südlich.

Diesem Bild fehlt ein Mt. Fuji. Gestern und in der Nacht war er noch da. Übrig ist der Berg links, auf den eine Seilbahn führt und – wir befinden uns im Nationalpark – wildelebende Affen unterwegs sind. Das spätabendliche Geocachen dort begleiteten die Schreie der Tiere.

Und schon bringt uns ein Bus nach Kamakura, dem „kleinen Kyoto“. Die Stadt ist Namensgeber des ersten, des Kamakura-Shogunats.
In der Heian-Periode blühte die Kunst im Land und es entstand unter anderem die Hiragana-Silbenschrift, eine der drei japanischen Schriften* . Der Tenno konnte in dieser Zeit seine Macht nicht halten und der Adelsfamilie Fujiwara gelang es, durch geschickte Heiratspolitik ihren Einfluss im Land und auf den Tenno auszuweiten. Auch andere Familienclans (Taira, Minamoto) steckten ihre Machtbereiche ab. Rivalitäten zwischen den Familien führten zu vielen Konflikten und mehreren Kriegen. Die Seeschlacht von Dan-no-ura (Taira 200 Schiffe / Minamoto 850 Schiffe) entschied die Konflikte zugunsten der Minamoto. Deren Anführer wurde 1192 zum erblichen sei-i-tai-Shogun ernannt und errichtete eine Militärregierung in Kamakura. Damit begann die lange Zeit des Shogunats. Die Minamotos waren die nicht thronfolgeberechtigten Kinder einiger Tennos.
Nachdem zwei Überfälle der Mongolen mit viel Wetterglück (kamikaze – göttlicher Wind) abgewehrt werden konnten, war diese Regierung nicht in der Lage, die Soldaten (Samurai) wie üblich mit Kriegsbeute zu bezahlen. Deren Herren unterstützten fortan wieder mehr den Kaiser, so dass das Shogunat zunächst 1333 gestürzt wurde. Der Kaiserhof teilte sich jedoch (Nordhof, Südhof) und konnte die Macht wieder nicht halten, so dass 3 Jahre später das nächste Shogunat in Kyoto ausgerufen wurde.

Aus der Zeit des Kamakura-Shogunats stammen die Pläne für die Errichtung des Daibutsu (Großer Buddha) von Kamakura. Dieser freistehende Buddha war ursprünglich in einem Tempel untergebracht. Dieser wurde jedoch 3 mal zerstört – das letzte Mal durch einen Tsunami 1498 – so dass man sich entschied, das Gebäude fortan wegzulassen. Die Figur ist etwas über 13 m hoch, hat ein Gesamtgewicht von über 100 Tonnen und lässt sich von innen begehen. Im Rücken der Figur – sie stellt den Buddha Amitabha dar- gibt es Aussichtsfenster. Der Daibutsu sitzt im Tempel Kotoku-in.

Es gibt nur noch eine größere Statue dieser Art. Diese haben wir bereits in Nara besucht.

Der große Budda in Kamakura.

Im Anschluss an die Besichtigung geht es in die Hauptstadt Tokio. Wir werden dort 3 Übernachtungen haben und das Programm ist gut gefüllt. Das Hotel liegt zentral im Sonderbezirk Chiyoda, dort wo sich auch der Kaiserpalast befindet, die Auswahl beim Abendessen dürfte unüberschaubar sein.


Wissenswertes :

Beginn der Kirschblüte Shizuoka : 18. März

*) Meistens werden die chinesischen Schriftzeichen (ca. 50.000 Kanji) benutzt. Für das Zeitunglesen reichen die 3000 wichtigsten Kanji. Zusätzlich gibt es die beiden Silbenschriftsysteme Hiragana und Katakana (jeweils 46 Zeichen) . Übliche Beschriftungen werden mit Kanji und für Ausländer mit der lateinischer Umschrift (Romaji) ausgeführt. Katakana wird vorwiegend für ausländische Wörter genutzt. Jedes Wort lässt sich mit jeder Schrift darstellen.

Geodaten:
Karte Kawaguchi-See / geo:35.514903,138.756639
Karte Kamakura / geo:35.319167,139.546667
Karte Kotoku-in / geo:35.316889,139.535722

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 13 – Hakone und Mt. Fuji

13. Tag: Von Shirakawago über Matsumoto zum Hakone N.P.

Wir verlassen Shirakawago und werden heute das Wahrzeichen Japans erreichen.
Zuerst geht es jedoch nach Matsumoto. 1994 fand hier ein Anschlag der Aum-Sekte* statt, bei dem 7 Menschen durch Sarin-Gas starben.

Beliebt ist die Stadt ist wegen ihrer schwarzen Burg, der Krähenburg.
Die Geschichte der Burg, gebaut im 16. Jhd., ist nicht sehr aufregend. Die Schönheit und die Nähe zu Tokio sorgen allerdings für einen permanenten Touristenstrom. Von der Burg hat man einen Blick auf die japanischen Nordalpen (Hida-Gebirge) und Winter gibt es hier ein Eisskulpturenfestival. Im Graben der die Burg umgibt leben viele Koi-Karpfen.

Wir sind wieder in der Sakura-Klimazone, hinten rechts sind noch die schneebedeckten Berge zu sehen. Die Burg kann man besteigen, dies ist recht mühselig. Im Angreifer zu verwirren hat die Burg im Innern eine Etage mehr als von außen zu sehen ist.

Die Krähenburg ist eine der wenigen original erhalten Burgen in Japan. Bei anderen Sehenswürdigkeiten wird der Begriff ‚original‘ etwas weiter gefasst. Japaner lieben die Illusion. Auch komplett abgebrannte und mehrfach liebevoll wieder aufgebaute Bauten werden gehandhabt wie die echten Bauwerke. Die Burg Nagoya z.B. zerstörten amerikanische Luftangriffe im Weltkrieg. Der Zentralturm wurde 1959 aus Stahlbeton wieder aufgebaut und hat den Status einer besonderen nationalhistorischen Stätte. Bis 2022 soll er aus Holz neu entstehen. Von uns besuchte Beispiele für ‚originale‘ Neubauten sind der Todajii-Tempel in Nara, Kinkaku-ji in Kyoto oder die Burg in Shimabara.

Karpfen sind wirklich sehr oft zu sehen. An der Karpfenburg (Hiroshima) natürlich, aber auch in Shirakawago oder hier in Matsumoto.

Das nächste Ziel ist der Fuji-Hakone-Nationalpark.

Sollte auf der Anfahrt zur fünften Station irgendwann auf dem Asphalt ein Violinenschlüssel auftauchen, darf man ein musikalisches Zwischenspiel erwarten.

Feine Rillen in der Fahrbahn sind so angeordnet, das die Rollgeräusche darüber eine Melodie erzeugen. Bei richtiger Geschwindigkeit ertönt das Stück auch in der richtigen Tonlage. Für Touristen ist das witzig, für die Sicherheit im Straßenverkehr aber auch nützlich. Wer will das Stück schon mit falschen Tönen hören. Eine dieser Straßen befindet sich im Hakone-National-Park unweit des Fujis. Die Straße liegt nicht auf unserer Route.

Der Park umfasst nicht nur den weltbekannten Mount Fuji/ Fujisan, bekanntestes Symbol Japans, sondern auch die fünf dazugehörigen Seen mit malerischen Ausblicken auf den Vulkan, die Halbinsel Izu und die vorgelagerten Izu-Inseln. Der Park liegt nur etwa 100 km von Tokio entfernt, dementsprechend viele Touristen sind hier zu Besuch. Auf der Halbinsel Izu wird Wasabi produziert, eine Meerrettichart die gerne in Japans Küche verwendet wird. Frisch aus der Wurzel zubereiteter Wasabi ist besonders scharf.

Was will man mehr? Sonne, Blaubeereis, Mt. Fuji und Kirschblüte (Sakura). Das Wetter meint es wirklich gut mit uns. Für die nächsten Tage ist etwas Regen angesagt.

Das Risiko eines Ausbruchs des Fuji wird als gering eingeschätzt. Der letzte Ausbruch fand vor 310 Jahren statt. Der Name des Vulkans setzt sich aus den Zeichen für ‚reich‘, ‚Krieger‘ und ‚Berg‘ zusammen. Die Herkunft ist nicht genau bekannt. Im japanischen Buddhismus und einigen Sekten hat der Berg eine prominente Rolle. Um Pilgern den Weg zum Berg zu erleichtern, gab es etwa in der Nähe der alten Hauptstadt Edo etwa 200 Fuji-Hügel – kleine Nachbauten für die einfache symbolische Fujibesteigung. Heute besteigen ca. 3000 Touristen täglich den richtigen Berg. Bis auf 2300 m Höhe kann man mit dem Bus fahren.

Der Abend wird in Asakawa verbracht. Hier gibt es die Gelegenheit zum Bad in einem Onsen.

Onsen (Thermalquelle) gibt es wegen des Vulkanismus überall in Japan. Die lange Badekultur in den Onsen hat eine Menge Regeln zur Benutzung hervorgebracht. Eine der wichtigsten ist, das Wasser des Onsen nicht zu verschmutzen. Daher wird der Körper vor dem Bad gründlich gewaschen, dabei sollte man nicht vom Duschhocker aufstehen. Auch das Handtuch darf nicht mit dem Wasser in Berührung kommen, die Aufsicht fängt dann schon an zu knurren. Sprünge, toben, planschen oder Faxen machen, alles unerwünscht. Normalerweise wird heute nach Geschlechtern getrennt gebadet: Frauen – roter Eingang, Männer – blauer Eingang. Wie bei anderen Gelegenheiten sind Straßenschuhe frühzeitig auszuziehen. Auch hier gilt: Für die Toilette werden extra Latschen genutzt, sollte eine der typisch japanischen Toiletten vorhanden sein: Gesicht zur Wand!
Für Besucher mit Tattoo wird es knifflig. Die Körperverzierungen werden in Japan mit dem kriminellen Millieu in Verbindung gebracht. Hier sollte man ein Handtuch parat haben, um Probleme zu vermeiden (Douglas Adams hatte recht 🙂 ). Manchmal werden Personen mit Tattoos schlicht nicht eingelassen, es gibt auch tattoofreundliche Onsen.
Hat man sein Bad beendet, geht es nochmal zum Waschen, Pflegen und dann zum Ausruhen.

Das Onsen im Hotel. Im Inneren ist die Luftfeuchtigkeit ziemlich anstrengend, hier kann man jedoch draußen baden und hat heute Blick auf den Mt. Fuji. Dieser Ausblick ist jedoch nicht selbstverständlich, der heilige Berg verhüllt sich gerne mit Wolken.

Wer sich im Dreieck Osaka-Tokio-Takayama aufhält, sollte sich auf Erdbeben einstellen. Das Gebiet liegt in der Nähe der Bruchzone von insgesamt 4 tektonische Platten, hier entstehen fast täglich kleinere Beben. Japan hat pro Jahr ca. 5000 Erdbeben im Angebot. Neben der üblichen ’nach oben offenen‘ Richterskala wird hier zudem die 7-stufige ‚JMA‘-Skala verwendet. Das Kanto-Beben 1923, das Tohoku-Beben 2011 (Fukushima) und das Kumamoto-Beben 2016 gehörten in die oberste Kategorie. Das Verhalten bei Erdbeben gehört in den Schulplan eines jeden Kindes. Auch für Erwachsene gibt es Schulungen und für alle zusammen richtige Schulungszentren, in denen auch Erdbeben simuliert werden. Experten erwarten mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Erdbeben der Stärke 7 in Tokio innerhalb der nächsten 30 Jahre.

Auch dieses Hotel liegt etwas ab vom Schuss, bietet dafür einen Blick auf den Fuji.


Wissenswertes :

*) Eigentlich Omu Shinrikyo heute umbenannt in Aleph. Teilnehmer an den Anschlägen in Matsumoto und Tokio wurden zum Tode verurteilt. Kurz vor Beginn der Reise gab es Bestrebungen diese Urteile umzusetzen.

Beginn der Kirschblüte Kanazawa : 01. April

Geodaten:
Karte Matsumoto / geo:36.238047,137.971983
Karte Burg Matsumoto / geo:36.238889,137.969167
Karte Fuji-Hakone-Izu-Nationalpark / geo:35.008347,138.981306
Karte Mount Fuji / geo:35.360556,138.727222

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 12 – Welterbe Shirakawa-go

12. Tag: Von Takayama nach Shirakawago

Tenaga hat kurze Beine und lange Arme. Will er Fische fangen kommt mit den langen Armen gut auf den Grund, kann aber aufgrund der kurzen Beine nicht die fischreichen Stellen erreichen…..

…. Ashinaga hingegen wurde mit langen Beinen gesegnet und kommt gut zu den besten Fischgründen. Mit seinen kurzen Armen kann er jedoch nicht die Fische erreichen ohne zu ertrinken. Beide lösen das Problem auf japanische Art. Zusammen geht es besser. Ashinaga trägt Tenaga auf dem Rücken bis zu den guten Stellen und bückt sich. Tenaga fängt mit seinen langen Armen die Fische. So geht Teamwork.

Takayama ist die der Fläche nach größte Gemeinde Japans, hat aber nur 90.000 Einwohner. Sie liegt am Hida-Gebirge, das sind die japanischen Nordalpen. Der höchste Berg hier ist der Hotaka-dake mit 3190 m. Der Ort hat viele gut erhaltene Bauwerke, darunter auch die alte Provinzverwaltung aus der Zeit des Tokugawa-Shogunats, der letzten Shogun-Dynastie. Dazu übermorgen mehr.
Bekannt ist der Ort durch das Festival ‚Takayama Matsuri‚. Der Frühlingsteil des Festes findet leider erst in einer Woche, am 14.4/ 15.4, statt.

Der Ort hat zwei 200 Jahre alte Morgen-Märkte (asa-ichi) zu bieten, den Jinyamae-Markt und den Miyagawa-Markt. Die Märkte öffnen im Sommer um 6:00 Uhr, im Winter um 7:00 Uhr.

Auf dem größerem der beiden Märkte (Miyagawa-Markt) wird auch, der in Japan seltene, Honig verkauft. Für verwöhnte Mitteleuropäer sind 60 € für ein halbes Kilo nicht gerade ein Schnäppchen. Eine Straße weiter gibt es Manuka-Honig … da könnte dann noch mal eine 0 mehr dran stehen.

Auch Wasabi ist im Angebot. Hier in der Nähe wird ein Großteil des Wasabis produziert.

Wir besuchen das Altstadtviertel (Furui-Machi-Nami). Hängt vor einem Haus ein Ball aus Zedernnadeln, kann man hier Sake kaufen (Sakebrauerei). Ist der Ball braun, ist die Sake fertig. Andernorts gibt es die japanische Sojabohnenpaste Miso.

Der Sake ist fertig. Eines der Qualitätsmerkmale ist der Reiskornanteil. Werden die Körner ordentlich vorbehandelt bleibt im Schnitt nur unter 70% vom einzelnen Korn übrig, je weniger je besser. In dieser Brauerei konnte man Sake mit 45% Reiskornanteil kaufen (Junmai Daiginjo-shu).

Diese Figuren heißen Sarubobo, beschützen Kleinkinder und helfen mit ihrer roten Farbe gegen Windpocken. Leider gibt es sie nur in Takayama, obwohl weltweit Bedarf an ihnen besteht. Demnächst wird zumindest in unserer Gegend der Bedarf gedeckt sein

Am Nachmittag geht es über eine Mautstraße nach Shirakawago, etwas nördlich. Der Ortsteil Ogimachi zählt zu den drei hier in der Gegend liegenden historischen Dörfern, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurden.

Im Hida-Gebirge liegt noch Schnee. Im Winter waren es früher auch mal 10 Meter (übereinander). Die letzten Schneereste verwandeln die kleine Reisfelder gerade in eiskalte Sümpfe. Die Sakura ist hier noch nicht angekommen, tagsüber sind es aber auch schon 12 °C.

Eine der Besonderheiten sind die (nur noch 5) Strohdächer der historischen Bauten, die an zum Gebet gefaltete Hände erinnern. Die Dachneigung von 60° hält die hier im Gebirge üblichen Schneemassen aus, ohne das Haus zu beschädigen. Die Häuser haben dadurch mehrere Stockwerke, welche zur Seidenraupenzucht und zur Lagerung von Maulbeerblättern genutzt wurden.

Die drei Orte wurden bereits ab dem 15. Jhd. erstmals erwähnt. Bergasketen lebten hier schon seit dem 8. Jhd.

Übernachtet wird heute in einem Minshuku, einer Familienpension. Hier ist Frühstück und Abendessen mit dabei, man schläft auf Futons und muss sich Hygieneartikel selber mitbringen. In einigen Minshuku wird Englisch gesprochen.

In der Familienunterkunft, gab es wieder eine japanisches Mahlzeit. Rechts im Bild Tempura, links Süßkartoffeln, und Tofu. In der Mitte steht ungefilterter Sake. Die Schüssel oben rechts ….

wird von unten mit einer Flamme erhitzt. Wenn diese erloschen ist ist auch das Fleisch gar. Hier gibt es eine Kostprobe vom Hida-Gyu, ein Rindfleisch das auf einer Stufe mit dem Kobe-Rind steht. Die typische Maserung ist hier kaum noch zu erkennen und wird nach erlöschen des Feuers vollständig verschwunden sein.

Übernachtung Minshuku / Familienpension Shirakawago Hisamatsu (1/1) mit Abendessen (Baedeker Seite 536)


Wissenswertes :

Beginn der Kirschblüte Kanazawa : 01. April

Geodaten:

Karte Shirakawago / geo:36.256944,136.906389
Minshuku Hisamatsu / geo:36.25525,136.90654

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 11 – Hiroshima-Okayama-Takayama

11. Tag: Von Hiroshima über Okayama nach Takayama

In allen Hotels gab es ein Frühstück, mit dem Europäer etwas anfangen können. Das Hiesige sieht so aus. Natürlich werden auch japanische Sachen angeboten. Dabei könnte man die eine oder andere Überraschung erleben. Eventuell gibt es Natto, fermentierte Sojabohnen mit spezieller Konsistenz und polarisierendem Geschmack. Aber auch bei einfachen Sachen ist Vorsicht geboten. ‚Soft Boiled Eggs‘ sind sehr, sehr soft und zum Einrühren in die Suppe gedacht.

Besuch der Atombombengedenkstätte. Das Gebäude der alten Industrie- und Handelskammer blieb stehen, da die Druckwelle fast senkrecht einwirkte. Hier etwa liegt Ground-Zero-Hiroshima. Die (von oben markante) Brücke in der linken Bildhälfte war der Zielpunkt für den Abwurf der amerikanischen Massenvernichtungswaffe.

Im Grunde fällt einem nichts mehr ein wenn man die Bilder im Friedenspark und Peace Memorial Museum sieht. Der Umgang der Täter und Opfer miteinander und mit ihrer Geschichte macht sprachlos. Im Bild das Kinderfriedensdenkmal. Am unteren Bildrand, hinter den Menschen, stehen Häuschen mit gespendeten Kranichen aus der ganzen Welt. Der Papierkranich aus dem gestrigem Beitrag befindet sich jetzt hier.

Am heutigen Ostermontag verlassen wir Hiroshima, die Stadt mit dem längsten Straßenbahnnetz Japans.
6 Straßenbahnlinien fahren auf einem Streckennetz mit einer Gesamtlänge von 35 Kilometern. Der Betriebsstart erfolgte 1912, die letzte Netzerweiterung war 2003. Nach dem Atombombenabwurf fuhren die erste Wagen der Hiroden genannten Bahn bereits nach 3 Tagen wieder. Noch heute sind zwei Bahnen (651, 652) aus dieser Zeit im Liniendienst, eine dritte (653) wurde vor einigen Jahren als mobiles Museum hergerichtet.

Eine Straßenbahn erzählt aus ihrer Geschichte. In einem Kinderbuch berichten alte Straßenbahnen ihren jüngeren Geschwistern, wie sie den Atomschlag überstanden.

Japan pflegt ein besonderes Verhältnis zu seinen Bahnen, vielleicht weil hier der Hang zum Perfektionismus so gut umgesetzt werden kann und es allerlei zu regulieren gibt.
Insgesamt 20 Städte haben noch eine Straßenbahn, es waren mal deutlich mehr. Auf unserer Reise gehören Osaka, Nagasaki, Hiroshima, Okayama und Tokio dazu. Dort gibt es von ursprünglich 213 Streckenkilometern nur noch 17 Kilometer mit 40 Stationen, die von 2 Linien bedient werden.

Die Straßenbahn in Hiroshima. Die Nummerierung gibt Aufschluß über das Alter der Fahrzeuge. In unserem Programm war keine Fahrt vorgesehen. Viele Strecken werden ohnehin zu Fuß zurückgelegt. Der Schrittzähler zeigte in den letzten 10 Tagen täglich durchschnittlich 16.000 Schritte an.

Vor 70 Jahren stand hier nichts mehr. Das alte Stadtzentrum wurde komplett ausradiert und auch nicht wieder aufgebaut. Entgegen aller Vorhersagen wuchsen nach wenigen Monaten wieder die ersten Pflanzen. Die Pflanzen und die Stadt erblühte neu. Heute feiern Menschen unbeschwert unter alten Kirschbäumen Hanami, das japanische Kirschblütenfest auf den typischen blauen Matten. Hier prosten sich gerade alle zu. Kampai! Vieleicht die beste Art, ‚Ja‘ zum Leben zu sagen. Links die Mauern vom Peace Memorial Museum.

Ein letztes Mal bringt uns der Sakura-Superexpresszug, heute mit der Nummer 548 durch Japan. Von Okayama nach Nagoya wird es dann der Hikari sein und die allerletzte Zugfahrt der Reise unternehmen wir mit einer kleinen Lokalbahn (Hida).

Das erstes Zwischenziel heute ist die Burgstadt (Jokamachi) Okayama – wieder eine Stadt mit Straßenbahn (2 Linien, 5 Kilometer) – und besuchen den Korakuen-Garten. Dieser liegt nicht weit vom Bahnhof entfernt am Asahi-Fluss und zählt zu den berühmtesten drei Gärten Japans (japanischer Wandelgarten). Der Garten erfüllt die Forderungen an einen perfekten Garten (Weitläufigkeit, Abgeschiedenheit, Kunstfertigkeit, Althergebrachtes, Fließendes und Panoramablick) entsprechend eines antiken Lehrbuches. Viele Wandelgärten entstanden wegen des Drucks auf Reiche, ihr Geld auszugeben. Somit sollte der soziale Frieden in der Zeit des Shogunats bewahrt werden.

Ein Paar oder professionelle Fotomodelle? Die Motive bei strahlendem Sonnenschein werden bestimmt ein Blickfang.

Game Over. Wenn die weißen Blätter fallen, ist das achte Achtel der Kirschblüte erreicht. Im großartigen Garten in Okayama gab es noch einmal ein großes Publikum. Der Garten kommt hier leider (noch) etwas zu kurz, zu Unrecht. Das Goshinko-Festival haben wir um einen Tag verpasst. Dabei kommt eine ca. 1km lange kostümierte Prozession am Garten vorbei.

Weiter geht es mit dem Shinkansen Richtung Osten. Die Bahnfahrt führt uns an Osaka und Kyoto vorbei (hier waren wir in der ersten Woche) nach Nagoya und von dort mit der Bahn Richtung Norden nach Takayama.

Auf der Fahrt von Okayama nach Nagoya kamen wir auch noch einmal an Osaka vorbei. Dabei war aus dem Shinkansen kurz das Umeda-Sky-Building zu sehen. Am zweiten Tag unserer Reise waren wir dort schon einmal in 173 m Höhe.

Das Hotel liegt etwas ausserhalb der Stadt (Chishimachi) auf einem Hügel, sollte das Hotel kein brauchbares Restaurant haben, ist das nächste Lokal zwar nur 400 Meter entfernt, durch den Hügel und die Serpentine werden es wohl 2 Kilometer werden.

Für den Liebhaber maritimer Leckereien hält diese Bento-Box eine reichhaltige Auswahl bereit. Viele Japaner bauen sich ihre Bento-Box für die Mittagsmahlzeit selbst zusammen, andere greifen zum reichen Angebot in den Geschäften. Diese Box kostet im Bahnhof von Nagoya 980 Yen (7,5 €), alternativ gibt es hier auch ein Geschäft namens Macu Donaldu. Ein BigMac kostet hier 390 Yen (3 €).

Baustellenabgrenzungen werden von kleinen Haltern getragen. Oft haben die Hüter die Gestalt einer Figur oder lokalen Maskottchens. Diese Ausführung gab es in blau und rosa. Der graue Kasten beschallte die Umgebung der Baustelle auch nachts mit sicher wichtigen Informationen über Vorsichtsmaßnahmen (Helmpflicht) und den sich ergebenden Pflichten für Passanten. Das Finden eines Geocaches wurde so akustisch untermalt.


Wissenswertes :

Beginn der Kirschblüte Hiroshima : 23. März

Geodaten:
Karte Okayama / geo:34.655278,133.919444
Karte Korakuen-Garten / geo:34.667664,133.935056
Karte Nagoya / geo:35.181389,136.906389
Karte Takayama / geo:36.146153,137.25215

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 10 – Von Nagasaki nach Hiroshima

10. Tag: Von Nagasaki nach Hiroshima

In Europa ist heute Ostersonntag, jedoch spielt das in Japan keine Rolle (siehe Beitrag von gestern).

Dieser Hase hat nichts mit Ostern zu tun. Einige Geschäfte versuchen sich zwar an Osterdekoration, hier sieht man jedoch eine Art Glückshasen vor Kirschblüten.

Außerdem ist heute der erste April und auch im Kaiserreich ein Grund für Scherze. Mal sehen, ob wir Scherze und verrückte japanische Ideen auseinanderhalten können. Ein Aprilscherz der letzten Jahre – eine eigene Insel für Katzen – soll jetzt Realität werden. Auch die Kombination Sushi und Kit-Kat ist zwischenzeitlich realisiert worden. Optisch als Thunfisch-, Seeigel- oder Omlettsushi zurechtgemacht, gab es Kitkat mit weisser Schokolade und Reiswaffel. Rosafarbene Sakura-Pepsi gab es auch schon in der Realität.

Bis auf Nachrichten, Wetterbericht, Werbung und einigen Kindersendungen ist das japanische Fernsehen für Europäer unverständlich. Hier gibt es die Kindersendung みいつけた! (Miitsuketa etwa Ich habs) , in der sprechende Stühle und Kakteen eine tragende Rolle spielen. Der hellblaue Stuhl heißt etwa Kossi, Cotsshy oder Kothy. Eine weitere Rolle spielt Herr Sabo, ein erwachsener Kaktus. Die Sendung richtet sich an Kleinkinder und ihre Eltern.

Heute steht eine Bahnfahrt auf dem Programm, es geht über Fukuoka nach Hiroshima. Mit dem Shinkansen wird die Fahrt etwa 4 Stunden dauern.

Dieser Shinkansen-Superepresszug brachte uns nicht weiter, sieht aber auch ganz flott aus. Transportmittel waren heute die Fähre, die Lokalbahn, der Sakura-Superexpresss (Shinkansen) und mehrmals das Taxi

Im Hotel wurden wir auf neumodische japanische Art und Weise begrüßt. Die Fähigkeiten von Pepper – so heißt der 1500€ Roboter von Softbank – kamen jedoch nicht richtg zur Geltung.

Hiroshima liegt wieder auf der Hauptinsel Honshu und hat über eine Million Einwohner. Die Geschichte der Stadt geht zurück bis ins 13. Jhd..

Die Karpfenburg in Hiroshima soll ein besonders schöner Ort in der Kirschblütenzeit sein.

Die Karpfenburg in der Nacht. Wider Erwarten waren die Kirschbäume nicht erleuchtet. Bei bestem Wetter war der umliegende Park um 21:00 Uhr Sonntagsabends fast menschenleer. In Japan wird morgen normal gearbeitet.

Sie ist die Keimzelle, aus der die Stadt wuchs. Hiroshima wurde ein regionales Zentrum. Durch Ausbau des Hafens und Anschluss an das Eisenbahnnetz wuchs die Bedeutung der Stadt weiter. 1945 lebten in Hiroshima eine viertel Million Menschen. 80% der Stadt (auch die Karpfenburg) wurden zum Ende des 2. Weltkrieges beim ersten Kernwaffeneinsatz zerstört. Der Angriff tötete im Verlauf der Jahre insgesamt bis zu 250.000 Menschen. (siehe auch Beitrag von gestern)

Nach Kriegsende und Wiederaufbau wuchs die Stadt weiter und erreichte 1981 die Millionenmarke bei der Einwohnerzahl (heute 1,3 Mio.).

Unser erster Ausflug führt uns auf die Insel Miyajima, ungefähr 15 km vor der Stadt in der Hiroshima Bucht. Die Insel erreichen wir per Fähre. Hier gibt es den wohl schönsten Schrein (Itsukushima-Schrein) Japans zu sehen. Der Schrein wurde 1168 errichtet, der Zugang war lange für einfache Bürger nicht möglich.
Berühmt ist das bei Flut im Wasser stehende 6-beinige Schreintor. Das Torii ist 16 m hoch, besteht aus Campherholz und ist fast 140 Jahre alt.

Das berühmteste Tori Japan. Im Vordergrund ein Sika-Hirsch. Die Tiere sind hier neugierig und diebisch. In Nara gab es ebenfalls diese Tiere zu sehen.

Name vergessen. Gab es auch mit Octopus, Ingwer, Zwiebeln, Käse oder Lotoswurzel.

Das erste Hochwasser ist heute um 10:19 Uhr (Werte von Minami-ku) zu erwarten, bei Ebbe kann man eventuell auch zum Torii laufen. Auf der Insel gibt es den Berg Misen (533 m) mit Seilbahn und frei herumtollenden Japanmakaken. Ein typisches Mitbringsel ist Shamoji, eine Reiskelle.

Wieder in Hiroshima geht es zum Friedenspark. Der Park befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Ground Zero von 1945. Hier findet jährlich die Zeremonie zum Gedenken an die Opfer des Kernwaffenangriffs statt und hier steht das Kinderfriedensdenkmal, das an Sadako Sasaki erinnert, deren Traum es war, sich mit 1000 gefalteten Papierkranichen von den Strahlungsfolgen zu befreien. Sie starb 1955 an Leukämie.

Der Friedenspark mit der Atombombenkuppel direkt aus dem Hotelfenster (11.Stock) fotografiert. Der Besuch findet erst morgen statt.

So sieht ein Papierkranich aus. Er entsteht aus einem quadratischen Stück Papier. Den Schwanz ist normalerweise etwas weniger steil.

Das Hotel ist nur 500 m vom Denkmal und 1,5 km von der Karpfenburg entfernt. Etwas östlich davon gibt es das Entertainmentviertel mit jeder Menge Essgelegenheiten, davon mehrere Okonomiyaki-Restaurants. Im ‚Okonomimura‚ gibt es gleich vier Etagen mit unterschiedlichen Restaurants. Okonomiyaki sind eine Art Omelett mit unterschiedlichen Zutaten. Zubereit wird die „japanische Pizza“ auf einer heißen Eisenplatte (hat aber nix mit Pizza gemein). Im Raum Tokio heißt eine Abwandlung Monjayaki. Dabei wird der Teig jedoch mit den Zutaten verrührt.

Das Hotel befindet sich im 3. Bezirk am Ostufer des Motoyasu River, gegenüber vom Friedenspark. Das Abendessen wird in einem Okonomiyaki-Restaurant stattfinden.

Die Zubereitung des Okonomiyaki geschieht auf Wunsch. Für Vegetarier kann auch eine Variante hergestellt werden, sofern dieser über die Bestandteile des typischen Dashis hinwegsieht.


Wissenswertes :

Beginn der Kirschblüte Nagasaki : 17. März
Beginn der Kirschblüte Fukuoka : 19. März
Beginn der Kirschblüte Hiroshima : 23. März

Geodaten:
Karte Fukuoka / geo:33.590278,130.401667
Karte Hiroshima / geo:34.385278,132.455278
Karte Karpfenburg Hiroshima / geo:34.402778,132.458889
Karte Miyajima / geo:34.275278,132.307778
Karte Friedenspark Hiroshima / geo:34.392728,132.452372

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 09 – Nagasaki

9. Tag: Hafenstadt Nagasaki

Aus einem kleinen Fischerdorf entstand nach der Landung der Portugiesen 1543 die Hafenstadt Nagasaki. Sie wurde Ausgangspunkt der Mission der Katholiken und wichtiger Standort für den Handel mit den Portugiesen. Die Christianisierung war in den ersten Jahren erfolgreich, vermutlich hatten es getaufte Oberschichtjapaner leichter, im lukrativen Import-/ Exportgeschäft mitzumachen.

Plüschnachbildungen des Castella (Sponge Cake). Portugiesen brachten die Urform des Kuchens (Kuchen aus Kastilien) nach Nagasaki. Hier wurde er abgewandelt und eine lokale Spezialität. An jeder Ecke wird einem der biskuitähnliche, allerdings recht teure, Kuchen angeboten.

Eine Tierhandlung in einer Shoppingmall bietet kleine Hunde und Katzen an. 1200 € kostet ein Stubentiger.

Nach militärischen Streitereien lokaler Feldherren gerieten 1587 die Christen in den Konflikt. Zum einen, weil die Geschäftsbeziehungen Konkurennten ein Dorn im Auge war, zum anderen weil die Christen intolerant gegenüber lokalen Religionen waren. 1597 wurden 26 Christen (Märtyrer von Nagasaki) aus verschiedenen Teilen Japans nach Nagasaki gebracht und dort gekreuzigt. 1614 wurde das Christentum ganz verboten, Missionare und katholische Fürsten wurden verschleppt. Nach Ende des Shimabara-Aufstand (siehe Beitrag von gestern) wurden alle Portugiesen des Landes verwiesen. Die Konkurrenz von der niederländischen Ost-Indien-Kompanie nahm statt dessen in Nagasaki Quartier und war lange Jahre der wichtigste Anlaufpunkt für Europäer, Chinesen sowie Japaner, die Beziehungen nach Europa und China unterhielten.
Nagasaki bekam dadurch eine herausragende Rolle als Kontaktpunkt für Wissenschaft, Technik und Sprachkundige. Mit dem Ende des Shogunats 1868 öffnete sich Japan erneut dem Westen, Nagasaki wurde umfassend modernisiert und ein Zentrum für den Schiffbau.
Mindestens 15 christliche Familien im Ortsteil Urakami haben sich bis zum Ende des Shogunats ihren Glauben erhalten, diese bringt man mit der Wiederbelebung des Christentums in Japan in Verbindung. In der japanischen Gesellschaft spielt das Christentum (1%) jedoch keine Rolle. Auch die anstehenden Osterfeierlichkeiten haben hier keine Bedeutung. Weihnachten wurde vom Handel allerdings inzwischen als Gelegenheit für große Umsätze ausgemacht, man feiert und schenkt auch, aber nicht in der Tradition der Europäer.

Durch die Portugiesen wurden den Einheimischen einst als Dank die ersten Feuerwaffen Japans in Nagasaki geschenkt. Wie grausam Waffen sein können, erfuhr Nagasaki spätestens 1945, als die zweite Atombombe, die im Kriegseinsatz verwendet wurde, über Urakami explodierte.

Ursprünglich war Nagasaki nicht auf der Liste der potentiellen Atombombenziele. Nachdem die ehemalige Hauptstadt Kyoto vom damaligen US Verteidigungsminister Stimson verschont wurde, kam Nagasaki wegen seiner Rüstungsindustrie als mögliches Ziel in Frage. Die Entscheidung vor dem Abwurf der zweiten Atombombe fiel auf Kokura, 100 km nordöstlich. Da das Wetter dort einen Angriff verhinderte, wurde das Ausweichziel Nagasaki angesteuert. Das eigentliche Ziel, die Mitsubishi-Werke, wurde um 2 km verfehlt. Dennoch zerstörte die Waffe die halbe Stadt und tötete mehr als 100.000 Menschen.

Über dieser Stelle explodierte ‚Fat Man‘. Unweit von hier ist die Atombomben-Gedenkstätte. Dort werden die Hintergründe des Abwurfes erklärt und der Opfer gedacht. Installationen mit fliessendem Wasser weisen auf den unlöschbaren Durst hin, den verstrahlte Opfer hatten.

 

Diese Karte (Nordpol in der Mitte) zeigt die 9 Länder die 2017 knapp 15.000 Kernwaffen besaßen.

Nach dem Krieg wurde die Stadt praktisch komplett neu aufgebaut – die Straßenbahn fuhr nach drei Monaten wieder – und ist heute wieder ein bedeutender Wirtschaftsstandort.

Heute gibt es Nagasakis Chinatown zu sehen (gleich hinter dem Hotel). Shinchimanchi-Chinatown ist eine der größten chinesischen Stadtteile in Japan. Hier erfand man Nagasaki-Champon, ein Gericht bei dem Gemüse, Meeresfrüchte und Fleisch gebraten, mit Stärke verdickt und mit Nudelsuppe serviert werden.

Im weiteren Verlauf sehen wir das Tempelviertel Teramachi mit dem Sofukuji-Tempel aus der chinesischen Mingzeit. Der Sofukuji Tempel wurde von chinesischen Flüchtlingen im 17. Jhd. errichtet. Hier gibt es die beiden ältesten Bauwerke in Nagasaki zu sehen. Hier lebende Chinesen feiern im Juli/ August beim Tempel das Obon-Fest.

Blick in das Innere des Sofukuji-Tempels. Bei aller Pracht kann der Tempel die Eindrücke aus dem Friedenspark nicht überdecken.

Teramachi (machi =etwa: Stadtviertel) sind nicht eigenständig, sondern sind Teil einer Jokamachi. Dies war eine Burgstadt, die im Shogunat nach 1580 entstanden.
Kleinere Fürsten (Daimyo) bekamen den Auftrag, ihre Burgen zu zentralisieren (‚jeder nur eine Burg‘). Rund um die Burg gab es verschiedene Viertel für die einzelnen Stände, zuerst die der Samurai (Samuraimachi) und deren Bedienstete, dann die für das einfache Volk, Kaufleute und Handwerker (Choninmachi). Außerhalb gab es den Bereich für Tempel und Klöster (Teramachi). Vergnügungsviertel (Hanamachi) wie in Kyoto (siehe Tag 5) waren nicht vorgesehen. Es gab auch Jokamachi ohne zentrale Burg.

Der Straßenbahnfahrer führt seine Arbeit sehr gewissenhaft durch. Einzeln verabschiedet er jeden Fahrgast (auch wenn es 30 an einer Station sind), warnt vor Kurven und ruckartigem Bremsen. Eine Fahrt kostet hier pauschal 120 Yen (ca. 90 Cent), bezahlt wird beim Aussteigen beim Fahrer. Es gibt mindestens 4 verschiedene Möglichkeiten zu bezahlen. Auch mit der IC-Card kann die Summe beglichen werden. Während der Fahrt gibt es zudem vom Band Hinweise zur allgemeinen Sicherheit. Es gibt keinen festen Fahrplan, die Zugfolge ist sehr dicht.

Weiter geht es mit der Straßenbahn (dazu übermorgen noch mehr) nach Urakami. Dort stand vor dem Atombombenabwurf die größte christliche Kathedrale Asiens. Die Kathedrale war erst 1925 fertiggestellt worden. 1959 wurde eine neue Kathedrale errichtet. Die neue Orgel wurde den 26 Märtyrern von Nagasaki gewidmet (siehe oben).

Die neue Kathedrale in Urakami. Mit dem Neubau des Gebäudes wurde 1959 begonnen. Heute war es nicht zu betreten, es fand gerade eine Beerdigungsfeier statt. Als Farbe der Trauer hat sich in Japan schwarz durchgesetzt. Der Leichenwagen vor der Kirche ist in diesem Fall dennoch weiß.

Als letztes steht heute der Glover Park, eine Art Freilichtmuseum mit Häusern im europäischen Stil auf dem Programm.

Blick vom Gloverpark auf Nagasaki (Richtung Norden). Links der Uragami-Fluss und an dessen rechtem Ufer der Nagasaki Seaside Park.

 

Dieser freundliche Herr bewacht den Ausgang des Glover Parks. Viele dieser Jobs erscheinen wenig sinnvoll. Für den Herren sieht die Welt vielleicht anders aus. Denkbar ist, das er als Angestellter seinen ursprünglichen Job verlassen hat (oder musste), weil er es in seiner Altersklasse nicht auf einen Führungsposten geschafft hat. So entgeht man der Peinlichkeit einen jüngeren Chef oder erfahreneren Mitarbeiter zu haben. Mit 700 Yen (5,40 €) pro Stunde sind solche Jobs äußerst schlecht bezahlt und reichen kaum zum Leben.

 

Eine Seilbahn führt zum 333 m hohen Mount Inasa. Vom dortigen Aussichtspunkt hat man einen besonderen Blick auf das nächtliche Nagasaki. Der Blick geht auf das Ostufer des Uragami-Flusses. Am rechten Bildrand (Süden) liegt der Glover-Garten, mittig der Stadthafen und links (Norden) Urakami.


Wissenswertes :

Beginn der Kirschblüte Nagasaki : 17. März

Geodaten:
Karte Nagasaki / geo:32.750278,129.877778
Karte Sofukuji-Tempel / geo:32.742273,129.883676
Karte Glover Park / geo:32.734444,129.86

Quellen:
Quellenverzeichnis