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Japan-Rundreise 2018 – Tag 12 – Welterbe Shirakawa-go

12. Tag: Von Takayama nach Shirakawago

Tenaga hat kurze Beine und lange Arme. Will er Fische fangen kommt mit den langen Armen gut auf den Grund, kann aber aufgrund der kurzen Beine nicht die fischreichen Stellen erreichen…..

…. Ashinaga hingegen wurde mit langen Beinen gesegnet und kommt gut zu den besten Fischgründen. Mit seinen kurzen Armen kann er jedoch nicht die Fische erreichen ohne zu ertrinken. Beide lösen das Problem auf japanische Art. Zusammen geht es besser. Ashinaga trägt Tenaga auf dem Rücken bis zu den guten Stellen und bückt sich. Tenaga fängt mit seinen langen Armen die Fische. So geht Teamwork.

Takayama ist die der Fläche nach größte Gemeinde Japans, hat aber nur 90.000 Einwohner. Sie liegt am Hida-Gebirge, das sind die japanischen Nordalpen. Der höchste Berg hier ist der Hotaka-dake mit 3190 m. Der Ort hat viele gut erhaltene Bauwerke, darunter auch die alte Provinzverwaltung aus der Zeit des Tokugawa-Shogunats, der letzten Shogun-Dynastie. Dazu übermorgen mehr.
Bekannt ist der Ort durch das Festival ‚Takayama Matsuri‚. Der Frühlingsteil des Festes findet leider erst in einer Woche, am 14.4/ 15.4, statt.

Der Ort hat zwei 200 Jahre alte Morgen-Märkte (asa-ichi) zu bieten, den Jinyamae-Markt und den Miyagawa-Markt. Die Märkte öffnen im Sommer um 6:00 Uhr, im Winter um 7:00 Uhr.

Auf dem größerem der beiden Märkte (Miyagawa-Markt) wird auch, der in Japan seltene, Honig verkauft. Für verwöhnte Mitteleuropäer sind 60 € für ein halbes Kilo nicht gerade ein Schnäppchen. Eine Straße weiter gibt es Manuka-Honig … da könnte dann noch mal eine 0 mehr dran stehen.

Auch Wasabi ist im Angebot. Hier in der Nähe wird ein Großteil des Wasabis produziert.

Wir besuchen das Altstadtviertel (Furui-Machi-Nami). Hängt vor einem Haus ein Ball aus Zedernnadeln, kann man hier Sake kaufen (Sakebrauerei). Ist der Ball braun, ist die Sake fertig. Andernorts gibt es die japanische Sojabohnenpaste Miso.

Der Sake ist fertig. Eines der Qualitätsmerkmale ist der Reiskornanteil. Werden die Körner ordentlich vorbehandelt bleibt im Schnitt nur unter 70% vom einzelnen Korn übrig, je weniger je besser. In dieser Brauerei konnte man Sake mit 45% Reiskornanteil kaufen (Junmai Daiginjo-shu).

Diese Figuren heißen Sarubobo, beschützen Kleinkinder und helfen mit ihrer roten Farbe gegen Windpocken. Leider gibt es sie nur in Takayama, obwohl weltweit Bedarf an ihnen besteht. Demnächst wird zumindest in unserer Gegend der Bedarf gedeckt sein

Am Nachmittag geht es über eine Mautstraße nach Shirakawago, etwas nördlich. Der Ortsteil Ogimachi zählt zu den drei hier in der Gegend liegenden historischen Dörfern, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurden.

Im Hida-Gebirge liegt noch Schnee. Im Winter waren es früher auch mal 10 Meter (übereinander). Die letzten Schneereste verwandeln die kleine Reisfelder gerade in eiskalte Sümpfe. Die Sakura ist hier noch nicht angekommen, tagsüber sind es aber auch schon 12 °C.

Eine der Besonderheiten sind die (nur noch 5) Strohdächer der historischen Bauten, die an zum Gebet gefaltete Hände erinnern. Die Dachneigung von 60° hält die hier im Gebirge üblichen Schneemassen aus, ohne das Haus zu beschädigen. Die Häuser haben dadurch mehrere Stockwerke, welche zur Seidenraupenzucht und zur Lagerung von Maulbeerblättern genutzt wurden.

Die drei Orte wurden bereits ab dem 15. Jhd. erstmals erwähnt. Bergasketen lebten hier schon seit dem 8. Jhd.

Übernachtet wird heute in einem Minshuku, einer Familienpension. Hier ist Frühstück und Abendessen mit dabei, man schläft auf Futons und muss sich Hygieneartikel selber mitbringen. In einigen Minshuku wird Englisch gesprochen.

In der Familienunterkunft, gab es wieder eine japanisches Mahlzeit. Rechts im Bild Tempura, links Süßkartoffeln, und Tofu. In der Mitte steht ungefilterter Sake. Die Schüssel oben rechts ….

wird von unten mit einer Flamme erhitzt. Wenn diese erloschen ist ist auch das Fleisch gar. Hier gibt es eine Kostprobe vom Hida-Gyu, ein Rindfleisch das auf einer Stufe mit dem Kobe-Rind steht. Die typische Maserung ist hier kaum noch zu erkennen und wird nach erlöschen des Feuers vollständig verschwunden sein.

Übernachtung Minshuku / Familienpension Shirakawago Hisamatsu (1/1) mit Abendessen (Baedeker Seite 536)


Wissenswertes :

Beginn der Kirschblüte Kanazawa : 01. April

Geodaten:

Karte Shirakawago / geo:36.256944,136.906389
Minshuku Hisamatsu / geo:36.25525,136.90654

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 11 – Hiroshima-Okayama-Takayama

11. Tag: Von Hiroshima über Okayama nach Takayama

In allen Hotels gab es ein Frühstück, mit dem Europäer etwas anfangen können. Das Hiesige sieht so aus. Natürlich werden auch japanische Sachen angeboten. Dabei könnte man die eine oder andere Überraschung erleben. Eventuell gibt es Natto, fermentierte Sojabohnen mit spezieller Konsistenz und polarisierendem Geschmack. Aber auch bei einfachen Sachen ist Vorsicht geboten. ‚Soft Boiled Eggs‘ sind sehr, sehr soft und zum Einrühren in die Suppe gedacht.

Besuch der Atombombengedenkstätte. Das Gebäude der alten Industrie- und Handelskammer blieb stehen, da die Druckwelle fast senkrecht einwirkte. Hier etwa liegt Ground-Zero-Hiroshima. Die (von oben markante) Brücke in der linken Bildhälfte war der Zielpunkt für den Abwurf der amerikanischen Massenvernichtungswaffe.

Im Grunde fällt einem nichts mehr ein wenn man die Bilder im Friedenspark und Peace Memorial Museum sieht. Der Umgang der Täter und Opfer miteinander und mit ihrer Geschichte macht sprachlos. Im Bild das Kinderfriedensdenkmal. Am unteren Bildrand, hinter den Menschen, stehen Häuschen mit gespendeten Kranichen aus der ganzen Welt. Der Papierkranich aus dem gestrigem Beitrag befindet sich jetzt hier.

Am heutigen Ostermontag verlassen wir Hiroshima, die Stadt mit dem längsten Straßenbahnnetz Japans.
6 Straßenbahnlinien fahren auf einem Streckennetz mit einer Gesamtlänge von 35 Kilometern. Der Betriebsstart erfolgte 1912, die letzte Netzerweiterung war 2003. Nach dem Atombombenabwurf fuhren die erste Wagen der Hiroden genannten Bahn bereits nach 3 Tagen wieder. Noch heute sind zwei Bahnen (651, 652) aus dieser Zeit im Liniendienst, eine dritte (653) wurde vor einigen Jahren als mobiles Museum hergerichtet.

Eine Straßenbahn erzählt aus ihrer Geschichte. In einem Kinderbuch berichten alte Straßenbahnen ihren jüngeren Geschwistern, wie sie den Atomschlag überstanden.

Japan pflegt ein besonderes Verhältnis zu seinen Bahnen, vielleicht weil hier der Hang zum Perfektionismus so gut umgesetzt werden kann und es allerlei zu regulieren gibt.
Insgesamt 20 Städte haben noch eine Straßenbahn, es waren mal deutlich mehr. Auf unserer Reise gehören Osaka, Nagasaki, Hiroshima, Okayama und Tokio dazu. Dort gibt es von ursprünglich 213 Streckenkilometern nur noch 17 Kilometer mit 40 Stationen, die von 2 Linien bedient werden.

Die Straßenbahn in Hiroshima. Die Nummerierung gibt Aufschluß über das Alter der Fahrzeuge. In unserem Programm war keine Fahrt vorgesehen. Viele Strecken werden ohnehin zu Fuß zurückgelegt. Der Schrittzähler zeigte in den letzten 10 Tagen täglich durchschnittlich 16.000 Schritte an.

Vor 70 Jahren stand hier nichts mehr. Das alte Stadtzentrum wurde komplett ausradiert und auch nicht wieder aufgebaut. Entgegen aller Vorhersagen wuchsen nach wenigen Monaten wieder die ersten Pflanzen. Die Pflanzen und die Stadt erblühte neu. Heute feiern Menschen unbeschwert unter alten Kirschbäumen Hanami, das japanische Kirschblütenfest auf den typischen blauen Matten. Hier prosten sich gerade alle zu. Kampai! Vieleicht die beste Art, ‚Ja‘ zum Leben zu sagen. Links die Mauern vom Peace Memorial Museum.

Ein letztes Mal bringt uns der Sakura-Superexpresszug, heute mit der Nummer 548 durch Japan. Von Okayama nach Nagoya wird es dann der Hikari sein und die allerletzte Zugfahrt der Reise unternehmen wir mit einer kleinen Lokalbahn (Hida).

Das erstes Zwischenziel heute ist die Burgstadt (Jokamachi) Okayama – wieder eine Stadt mit Straßenbahn (2 Linien, 5 Kilometer) – und besuchen den Korakuen-Garten. Dieser liegt nicht weit vom Bahnhof entfernt am Asahi-Fluss und zählt zu den berühmtesten drei Gärten Japans (japanischer Wandelgarten). Der Garten erfüllt die Forderungen an einen perfekten Garten (Weitläufigkeit, Abgeschiedenheit, Kunstfertigkeit, Althergebrachtes, Fließendes und Panoramablick) entsprechend eines antiken Lehrbuches. Viele Wandelgärten entstanden wegen des Drucks auf Reiche, ihr Geld auszugeben. Somit sollte der soziale Frieden in der Zeit des Shogunats bewahrt werden.

Ein Paar oder professionelle Fotomodelle? Die Motive bei strahlendem Sonnenschein werden bestimmt ein Blickfang.

Game Over. Wenn die weißen Blätter fallen, ist das achte Achtel der Kirschblüte erreicht. Im großartigen Garten in Okayama gab es noch einmal ein großes Publikum. Der Garten kommt hier leider (noch) etwas zu kurz, zu Unrecht. Das Goshinko-Festival haben wir um einen Tag verpasst. Dabei kommt eine ca. 1km lange kostümierte Prozession am Garten vorbei.

Weiter geht es mit dem Shinkansen Richtung Osten. Die Bahnfahrt führt uns an Osaka und Kyoto vorbei (hier waren wir in der ersten Woche) nach Nagoya und von dort mit der Bahn Richtung Norden nach Takayama.

Auf der Fahrt von Okayama nach Nagoya kamen wir auch noch einmal an Osaka vorbei. Dabei war aus dem Shinkansen kurz das Umeda-Sky-Building zu sehen. Am zweiten Tag unserer Reise waren wir dort schon einmal in 173 m Höhe.

Das Hotel liegt etwas ausserhalb der Stadt (Chishimachi) auf einem Hügel, sollte das Hotel kein brauchbares Restaurant haben, ist das nächste Lokal zwar nur 400 Meter entfernt, durch den Hügel und die Serpentine werden es wohl 2 Kilometer werden.

Für den Liebhaber maritimer Leckereien hält diese Bento-Box eine reichhaltige Auswahl bereit. Viele Japaner bauen sich ihre Bento-Box für die Mittagsmahlzeit selbst zusammen, andere greifen zum reichen Angebot in den Geschäften. Diese Box kostet im Bahnhof von Nagoya 980 Yen (7,5 €), alternativ gibt es hier auch ein Geschäft namens Macu Donaldu. Ein BigMac kostet hier 390 Yen (3 €).

Baustellenabgrenzungen werden von kleinen Haltern getragen. Oft haben die Hüter die Gestalt einer Figur oder lokalen Maskottchens. Diese Ausführung gab es in blau und rosa. Der graue Kasten beschallte die Umgebung der Baustelle auch nachts mit sicher wichtigen Informationen über Vorsichtsmaßnahmen (Helmpflicht) und den sich ergebenden Pflichten für Passanten. Das Finden eines Geocaches wurde so akustisch untermalt.


Wissenswertes :

Beginn der Kirschblüte Hiroshima : 23. März

Geodaten:
Karte Okayama / geo:34.655278,133.919444
Karte Korakuen-Garten / geo:34.667664,133.935056
Karte Nagoya / geo:35.181389,136.906389
Karte Takayama / geo:36.146153,137.25215

Quellen:
Quellenverzeichnis

Karte Takayama

geo:36.146153,137.25215