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Japan-Rundreise 2018 – Tag 08 – Unzen-Shimabara

8. Tag: Nagasaki: Ausflug zur Unzen-Shimabara Halbinsel

Von Nagasaki werden wir heute nicht viel sehen, die Stadt steht erst morgen auf dem Programm.

Statt dessen geht es zunächst weiter nach Südosten auf die Shimabara-Halbinsel.
Hier werden wir daran erinnert, das Japan zu einer geologisch sehr aktiven Zone, dem pazifischen Feuerring gehört. Dieser Feuerring umgibt Teile der pazifischen Erdplatte und bezeichnet eine tausende Kilometer lange Kette von Vulkanen an den nord- und südamerikanischen Westküsten, Kamtschatka, den Kurilen, Japan, Philippinen bis nach Neuseeland. Durch die geologischen Aktivitäten werden z.T. schwere Erdbeben und auch Tsunamis erzeugt (vgl. Tohoku-Beben 2011). Allein Japan hat ungefähr 200 Vulkane zu bieten, 40 von denen gelten als aktiv. Erst kurz vor dem Flug nach Japan, brach auf Tokara-Island (350 km südlich von Shimabara) der Suwanose-jima aus. Japan hat verschiedene Gebirge das Hida-*, Kiso- und Akaishi-Gebirge (Nord-, Zentral- und Südalpen) mit 13 Dreitausendern. Dazu kommen mehrere kleinere Gebirge und die Massive auf den jeweiligen Inseln.

Innerhalb einer vierjährigen Aktivitätsphase ereignete sich 1991 der letzte große Ausbruch des Unzen-Vulkans. Dabei kamen 43 Menschen, ironischerweise alle Vulkanforscher, ums Leben. Regenfälle und Vulkanasche formten bereits Mitte Mai 1991 einen Lahar – einen Schlammfluss – der viele Häuser verschüttete.

Der Unzen-Vulkankomplex auf der Shimabara-Halbinsel besteht aus ca. 15 Einzelgipfeln, die in Folge von Ausbrüchen entstanden. Zuerst wird Shimabara eine Kur- und Kleinstadt an der Ostküste der Halbinsel besucht. Dort gibt es eine Karpfenstraße mit Koi-Karpfen in einem Quellwasserlauf und eine Samuraistraße. Shimabara war die Heimat von Yuji Hyakutake einem Amateurastronom der 1996 die gleichnamigen Kometen entdeckte und damit weltbekannt wurde.
In Japan spielte die Stadt wegen des im Dezember 1637 ausgebrochenen Bauernaufstands eine wichtige Rolle. Der Aufstand wurde durch hohe Abgabenlasten ausgelöst und bekam später mehr religiöse Bedeutung. In ersten Kämpfen besiegten einige zehntausend Rebellen eine Armee von 3000 Samurai. Die widerstandsfähigen Rebellen besetzten die Burg Shimabara (diese besichtigen wir) und eine Festung und verbarrikadierten sich dort.

Der Turm der Burg Shimabara. Von hier hat man einen guten Blick auf die Stadt, den Vulkan und die aktuelle Kirschblüte. Hier auf Kyushu ist das Gröbste wohl schon überstanden.

Erst im April 1638 konnten sie ausgehungert und besiegt werden. Dafür wurden zwischenzeitlich 200.000 Shogunat-Soldaten aufgeboten. 37.000 Rebellen wurden enthauptet, wegen des Verdachts der Aufwiegelung durch Katholiken wurden die Christen (zumeist Portugiesen) nach und nach vertrieben.

Die Bauwerke der Burg gingen nach Endes des Shogunats verloren. Der 1964 wiedererrichtete Burgturm beherbergt ein Museum zur Geschichte der Christen in Japan.

Nach dem Museumsbesuch geht es direkt in die Vulkanregion Unzen.
Sofern es die Raijin – die japanischen Wettergötter – zulassen, fahren wir mit der Seilbahn auf den 1333 m hohen Myoken-Dake.

Nach endlosen Serpentinen erreicht man die Talstation der Seilbahn. Oben angekommen sind es nur einige Stufen bis zu einer einmaligen Aussicht auf den Unzen-Vulkan. Bis dorthin sind es nur knapp 1000 m Luftlinie.

Der Myoken-Dake entstand als Folge eines Vulkanausbruches und ist 25.000 bis 40.000 Jahre alt. Durch den Vulkanismus entstehen ausserdem die heißen Quellen in Unzen-Onsen (Onsen = heiße Quelle/ Heilbad) und die Fumarolenfelder, die vermutlich ordentlichen Schwefelgeruch verbreiten.

In der Ortschaft Unzen (ehemals Obama) gab es kleine Kekse zu kaufen, die stark an die im Fläming (Deutschland) bekannten Klemmkuchen erinnerten.

Fumarolenfelder, die erwartungsgemäß nach Schwefel riechen. Umliegene Hotels ziehen hier heißes Wasser für ihre Gäste ab.

Das Wasser aus der heißen Quelle (105°C) im Ort Obama versorgt ein 105m langes öffentliches Fußbad. Am Anfang, dort wo das Wasser noch sehr heiß ist kann man im heißen Dampf Eier oder auch Süßkartoffeln garen.

 

Christen wurden während der Vertreibung mit Wasser aus den heißen Quellen gefoltert. Dieses Kreuz erinnert an deren Qualen in der ‚Hölle von Unzen‘.


Wissenswertes :

*) Im Hidagebirge sind wir später z.B. in Takayama

Beginn der Kirschblüte Nagasaki : 17. März

Geodaten:
Karte Shimabara-Halbinsel / geo:32.75,130.266667
Burg Shimabara / geo:32.75,130.266667
Karte Unzen-Vulkan / geo:32.756667,130.294444
Karte Suwanosejima / geo:29.6371,129.7192

Quellen:
Quellenverzeichnis

Japan-Rundreise 2018 – Tag 07 – Richtung Nagasaki

7. Tag: Von Koya-san nach Nagasaki

Frühaufsteher können – sofern der Jetlag bereits verdaut ist – an den Shingongshu-Ritualgebeten in Koya-san teilnehmen. Die im 9.Jhd. entstandene buddhistische Schulrichtung entstammt der Begegnung des Mönchs Kukai mit dem chinesischen Buddhismus. Durch Unterstützung des Kaisers (Tenno) wurde er einflussreich und errichtete den ersten Teil des Shingongzentrums in Koya-san.

Nach dem vegetarischen Abendessen gestern gab es heute ein ebenso vegetarisches Frühstück. Die meisten gewürzverwöhnten Europäer machen hier ‚lange Zähne‘. Was sehr lecker zubereitet aussieht, entpuppt sich als Tofu mit Naturgeschmack.

Die sauer eingelegte Pflaume Umeboshi platziert in weißem Reis. Die japanische Nationalflagge.

Nach der Reise in die buddhistische Vergangenheit und einem Besuch des bekannten Friedhofs Oku-no-in geht es wieder in die Moderne.

Viele Firmen lassen die Asche ihrer Angestellten auf dem Friedhof bestatten. Somit sind sie näher an den Bodhisattvas, die ihnen auf ihrem Weg helfen. Hier das Denkmal für Mitarbeiter der Kirin-Brauerei (Logo links, kleine Bierdose in der Mitte)

Zuerst bringt uns der Bus nach Osaka und dort geht es mit dem Superexpresszug Shinkansen nach Nagasaki.

Die Strecke ist 700 km lang, mit dem Expresszug ist man in 5:30 Stunden da. Auch wenn es sich anbietet, ist Essen in Lokalzügen (aber auch im Gehen) in Japan verpönt. Telefonieren und laute Gespräche sind ebenfalls keine guten Begleiter. Man sitzt und wartet geduldig. Die Züge fahren zeitweise im 20 Minuten-Takt und sind voraussichtlich sehr pünktlich.

Wir nehmen den Sakura-Superexpresszug 555, der uns bis nach Hakata bei Fukuoka bringt. Von dort geht es mit einem normalen Expresszug nach Nagasaki. Nett ist die Markierung in den Farben der Kirschblüte. Dieser Zug fährt stündlich.

Die für den Bahnbetrieb notwendigen Regeln und das angeborene Pflichtbewusstsein der Japaner sind ein Traumpaar.

Das Bahnsteigpersonal beim Shinkansen-Ballett. Dieser Kollege nimmt seinen Job gewissenhaft war. Der Zug soll, nein wird um 11:52 Uhr fahren.

Anders als in Deutschland ist das Eisenbahnnetz sehr zergliedert, die Japanische Staatsbahn wurde 1987 zerschlagen. Es gibt mehr als 100 verschiedene Bahnbetreiber. Diese Zergliederung setzt sich auch in der verwendeten Technologie fort. Während es in Deutschland praktisch nur ein Bahnstromsystem (ohne S-Bahn) gibt (16kV,16 2/3 Hz), existieren in Japan mehr als 5 verschiedene Systeme mit Spannungen zwischen 1,5 kV und 25 kV. Dabei wird sowohl Gleichstrom als auch Wechselstrom (50/60 Hz) verwendet. Hinzu kommen verschiedene Spurweiten, allgemein wird eine schmalere Spur als in Deutschland verwendet. Für das separate Netz der Shinkansen (das Wort bedeutet ’neue Stammstrecke‘) wird die Normalspur 1435mm genutzt.

Der 555 (links) steht schon im Bahnhof. Das GPS zeigt im Schnitt 260 km/h an. Das Fahrziel ist Kagoshima im Süden Kyushus.

Da die Züge ein eigenes (eingezäuntes) Netz nutzen, Wartungsarbeiten in der Betriebsruhe durchgeführt werden und das Personal sehr diszipliniert arbeitet, sind die Züge konkurrenzlos pünktlich und sicher. Die Wikipedia listet lediglich 8 Unfälle auf, von denen 4 auf geologische Aktivitäten zurückzuführen sind. Die Trennung der Netze zwischen den Betreibern, aber auch die unterschiedliche die Technik, unterstützen die Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs. Störungen an Strecken wirken sich kaum überregional aus.

Von Hakata nach Nagasaki. Dieser Expresszug ist mit ca. 120 km/h unterwegs und nicht ganz so komfortabel wie ein Shinkansen.

Kyushu ist mit 13 Mio. Einwohner auf 36.000 km² Fläche* sehr dicht besiedelt, obwohl hier mehrere aktive Vulkane ihr Unwesen treiben. Zur Region der drittgrößten der Hauptinseln gehören weitere 2150 Inseln. Die bekanntesten Städte sind Fukuoka, Nagasaki und Kagoshima. Das Verkehrsnetz der Insel ist über bis zu 19 km lange Tunnel mit Honshu verbunden.

Zum Verkehsnetz der Hafenstadt gehört auch die Straßenbahn. Dazu in einigen Tagen mehr.

Im südlichen Teil der Insel herrscht schon subtropisches Klima, die Kirschblüte beginnt dort (Kagoshima, 19.3) eher als in den nördlicheren Landesteilen.

In Nagasaki auf der drittgrößten japanische Hauptinsel Kyushu wird es 3 Übernachtungen geben. Für den Abend gibt es kein Programm, wir werden uns in Shinchimachi, einem der ältesten chinesischen Stadtviertel (Chinatown) ein Abendbrot suchen.

In Shinchimachi schließen die Lokale früh (21:00 Uhr). Da wir bei 20°C noch einen umfangreichen Spaziergang Richtung ‚Nagasaki Seaside Park‘ unternahmen, kam das Abendessen aus dem Supermarkt. Dieser hat, falls es noch keiner mitbekommen hat, die aktuelle Kirschblütenvorherage für Japan ausgehängt.


Wissenswertes :

*) 14 mal so groß wie das Saarland

Beginn der Kirschblüte Nagasaki : 17. März

Geodaten:
Karte Kyushu / geo:32.5,131

Quellen:
Quellenverzeichnis