Shintoismus – Buddhismus
Der Shintoismus geht auf den urjapanischen Kami-Glauben zurück. Dabei können Götter, Menschen, Gegenstände, Schwerter, Spiegel, Berge, Bäume, Flüsse – alles Verehrbare (kami) – die Projektionsfläche des Glaubens sein. All diese Dinge gelten als beseelt und werden respektvoll behandelt.
Die Kami werden in Shinto-Schreinen verehrt, die durch die bekannten Torii erreicht werden. Die heiligen Gegenstände heißen shintai und werden von der Schreingottheit bewohnt. Man bewahrt diese Gegenstände in einem Gebäude auf. Sie werden – außer bei Prozessionen – praktisch nie gezeigt (Ausnahme Fushimi Inari Schrein, Tag 6). Ein shimenawa – ein kunstvoll aus Reisstroh geflochtenes Götterseil – symbolisiert die Anwesenheit der Göttlichkeit.
In Japan gibt es 90.000 Schreine unterschiedlicher Größe. Schreine liegen oft an einer Anhöhe und sind am Schreintor (torii) zu erkennen. Mit wenigen Ausnahmen gibt es diese torii nur an shintoistischen Schreinen.
Die Besonderheit, dass viele Spiegel und Schwerter verehrt werden, geht auf eine Mythologie zurück, bei der die Sonnengöttin Amaterasu mit Hilfe eines Spiegels aus einer Erdhöhle gelockt wird. Ihr Bruder Susano-o schenkte ihr ein Schwert (Ame no murakomo no tsurugi) als Entschuldigung dafür, dass er ein Pferd nach ihr geworfen hatte. Der Ur-Ur-enkel von Amaterasu ist der erste Tenno (660 v.u.Z.). Spiegel und Schwert sollen zu den Throninsignien des Tennos gehören.
Der Shintoismus teilt sich auf in den Schrein-Shintoismus, bei dem die kami verehrt werden und den Sekten-Shintoismus. Hierbei handelt es sich um viele verschiedene Richtungen, bei denen eine Heilslehre o.ä. verfolgt wird. Oberhaupt der Shintoreligion will der Tenno sein, jedoch ordnen sich nicht alle Schreine dem unter.
Der Buddhismus hat seine Ursprünge im Norden des heutigen Indiens, und entstand um 400 v.u.Z. Über China und Korea erreichte die Religion 800 Jahre später Japan. Während in China und Indien dem Buddhismus aus anderen Religionen Konkurrenz erwuchs, konnte er sich in Japan gut ausbreiten und wurde besonders während des Shogunats gefördert.
Der Buddhismus verkürzt bedeutet etwa: ‚Alles Irdische ist endlich und führt zu Leid, nur die Einsicht in die Wahrheit des Buddhas führt zur Unendlichkeit und befreit vom Leid. An sich ist man im ewigen Kreislauf des Irdischen gefangen, sollte aber danach streben, den Kreislauf zu verlassen und das Nirwana zu erreichen.‘ Die höchste Daseinsform ist der Buddha.
Es gibt eine Unzahl an buddhistischen Schulen und Richtungen. Üblicherweise sind diese tolerant, auch gegenüber anderen Göttern (z.B: kami), nur nicht gegenüber intoleranten Religionen (siehe Tag 9, Christenkonflikt). Buddhistische religiöse Stätten sind Tempel, man erkennt sie an der Endsilbe -ji, -in oder -san. Diese dienen den Mönchen zur Ausübung ihrer Arbeit und zum Wohnen. Der Tourist sieht oft nur die Buddhastatuen oder die Gebäude von außen.
Tempel haben meist einen quadratischen Grundriss, mit 4 Toren und Wächterfiguren, Haupthalle, Pagode (es gibt auch Schreine mit Pagoden), Glocke und Nebengebäude. Viele dieser Gebäude sind aus Holz gebaut und widerstehen damit besser Erdbeben.
Daneben gibt es in vielen Tempeln shintoistische Schreine, die den Gottheiten gewidmet sind, die den Tempel beschützen. Einige Tempel besitzen auch die aus dem Shintoismus bekannten Torii.
Besonders in der Zeit des Shogunats wurde jedoch der vor 1700 Jahren eingeführte Buddhismus gefördert (Koya-san, Tag 6). Erst mit der Meiji-Restauration wurde versucht, den Shintoismus wieder zu fördern.
Beide Hauptreligionen koexistieren heute, wobei der Buddhismus weiter verbreitet scheint. Durch chinesische Einflüsse sind beide Religionen mit Elementen des Daoismus und Konfuzianismus versetzt.
Bedienungsanleitung für Schreine und Tempel
Das Ritual beim Besuch von Schreinen und Tempel ist sehr ähnlich, die wichtigsten Punkte kann man so zusammenfassen:
Das Gelände wird durch ein Tor (tori) betreten, das rechts und links von Wächterstatuen (Hunde) bewacht wird. Kopfbedeckungen werden abgenommen und man verbeugt sich. Hier verlässt man die irdische Welt und betritt die Sphäre des Gottes. Das geöffnete und geschlossene Maul der Wächter deutet auf den Anfang und das Ende hin. Passiert man das Tor, so sollte man sich an den Seiten aufhalten, die Mitte ist für die Gottheit reserviert. Das gilt z.T. auch für Treppen.
Üblicherweise folgt eine Waschstelle, die in bestimmter Reihenfolge genutzt wird: Linke Hand mit der Kelle abspülen, rechte Hand, Mund (ohne Kelle zu berühren), wieder linke Hand und anschliessend die Kelle säubern. Somit ist die notwendige Reinheit für die weiteren Schritte gegeben.
Nur bei Tempeln folgt jetzt der Weihrauch, der heilende Kräfte verbreitet. Dazu legt man ein kleines Geldstück ab, nimmt ein Räucherstäbchen, entzündet dieses, steckt es in den Sand und löscht die Flamme durch Fächeln. Wedelt man den entstehenden Rauch zu sich, werden die heilenden Kräfte aktiviert.
Jetzt kann man zum eigentlichen Schrein oder Tempel gehen. Dort wirft man ein kleines Geldstück in die dafür vorgesehene Kiste, verbeugt sich (Tempel), betätigt die Klingel (Schrein 1-2 mal, Tempel 2-3 mal). Damit wird die Gottheit gerufen. Im Schrein folgen 2 Verbeugungen und zweimaliges Händeklatschen (damit wird die Gottheit auf einen aufmerksam gemacht). Mit geneigtem Haupt und gefalteten Händen wird lautlos ein anstehender Wunsch vorgetragen. Hier sollte man auch einen Dank nicht vergessen. Im Anschluss erfolgt eine weitere Verbeugung.
Verlässt man später das Gelände wieder, dreht man sich nach Passieren des Tors sich noch einmal um und verbeugt sich.
Auf dem Gelände kann man kleine vorbedruckte Holztafeln (ema) kaufen (500 Yen), auf denen weitere Bitten formuliert werden können. Diese werden vor Ort aufgehängt und von Zeit zu Zeit abgemacht und verbrannt. Der Rauch gelangt in den Himmel zur Gottheit. Diese versteht alle Sprachen und tut ihr Bestes. Mit einem Wunschbrief (kigabun) wird ähnlich verfahren, dort wird meist noch etwas Geld eingesteckt.
Daneben gibt es verschiedene Glücksbringer, die nach Themen sortiert (z.B. yakujo – Übel abwenden) erworben werden können. Manchmal gibt es auch Wahrsagungen, die neben Segnungen auch Flüche (oft um Neujahr) enthalten. Flüche kann man sofort an Wand oder Baum binden. Bei nächster Gelegenheit werden diese verbrannt und beseitigen (hoffentlich) den Fluch.
Mit einem optionalen Siegelbuch kann man auf Stempeljagd gehen und sich bei jedem größerem Schrein oder Tempel ein neues Souvenir holen. Diese Stempel gibt es auch an anderen Sehenswürdigkeiten oder Bahnhöfen.
Ein buddhistischer Tempel hat noch eine Glocke, die bei Alarm oder zur Meditation geschlagen wird. Wenn beim Jahreswechsel die Glocke 108 mal angeschlagen wird, sollen damit die 108 irdischen Sünden des letzten Jahres vertrieben werden. Seit Ende 2017 verlangen Geldautomaten von 7-Eleven bei Geldausgaben bis 20.000 Yen eine Gebühr von 108 Yen. Bestimmt kein Zufall, sondern eine Sünde … (ja,ja 8% Umsatzsteuer)